Geheimcode: Arbeitszeugnis

Spielen Zeugnisse für die Personalauswahl eine Rolle? Wir entschlüsseln für Sie, wie wichtig ein gutes Arbeitszeugnis ist

Spätestens nach Austritt aus dem Unternehmen erhalten Sie eine Übersicht Ihrer Leistungen in Form eines Arbeitszeugnisses. Doch kennen Sie gängige Formeln und Codes? Und viel wichtiger: Achten Entscheider auf Ihr letztes Zeugnis? Wir fragten Personalverantwortliche nach Ihrer Meinung.

Nur rund 12 Prozent aller Verantwortlichen lesen die Zeugnisse aller Bewerber im Auswahlverfahren. Viel wichtiger sind ihnen die Zeugnisse von Bewerbern, die sie in der engeren Auswahl sehen. Hier achten sie besonders auf die Beschreibung der Tätigkeiten und Aufgaben sowie auf die Bezeichnung des vorherigen Jobtitels. Auch der Austrittsgrund enthält für 75 Prozent der Befragten eine wesentliche Information.

Der Großteil schreibt zudem regelmäßig selbst Arbeitszeugnisse und zieht zur Erstellung vor allem Zeugnisse vergleichbarer Mitarbeiter und Beurteilungsbögen heran. Gängige Zeugniscodes zur Beschreibung der Leistungsfähigkeit benutzen übrigens alle. Sind Ihnen die gängigen Formeln bekannt? Dann testen Sie doch Ihr Wissen in unserem kleinen Quiz!

Bei der Frage, ob Zeugnisse für die letztliche Entscheidung der Einstellung relevant sind, ist sich die Mehrheit einig: Ja, aber keinesfalls allein – auf den Gesamteindruck einer Bewerbung kommt es an! Welche Rolle spielen Zeugnisse denn dann für Entscheider und Bewerber? Lesen Sie hier die Standpunkte unserer Berater.

„Arbeitszeugnisse sind eine bedeutsame Informationsquelle.“ – Werner Schulze, Personalberater, Partner

Angesichts der massiven Reglementierung von Zeugnisformulierungen durch die Arbeitsrechtssprechung in Deutschland wird die Wertigkeit und Aussagekraft von Zeugnissen häufig in Frage gestellt oder gar für irrelevant gehalten. Allein die umfassende Dokumentation einer beruflichen Station dient der Bestätigung, oft leider aber auch der Korrektur von Informationen in Lebensläufen – erst recht in Zeiten von sehr öffentlichen und schon deshalb oft deutlich gestrafften und optimierten Darstellungen im Social Media Bereich. Darüber hinaus sind natürlich Gestaltung, Umfang und Formulierung der Aussagen stark von der HR-Professionalität des Ausstellers abhängig. Trotz dieser Unschärfen und der o.g. Restriktionen sind Arbeitszeugnisse für den Recruiter bzw. Entscheider auch bei der Einschätzung der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft von Bewerbern eine bedeutsame Informationsquelle. Außer den konventionell codierten Benotungen gilt es, auf folgende Faktoren zu achten: Je größer die Bandbreite der kommentierten Aspekte desto besser. Gibt es individuelle Beschreibungen, Formulierungen, mit denen der Zeugnisautor bewusst zusätzliche Informationen vermittelt? Offensichtlich ein Zeichen von positiver Bewertungsabsicht. Wer hat unterschrieben? Die Hierarchie dokumentiert Wertschätzung. Diese Facetten bieten alle keine eindeutigen Bewertungen, können aber in der Kombination deutliche Tendenzen abbilden und sind immer ein guter Anlass für ein nachfragendes Vertiefen im Gespräch mit dem/der BewerberIn.

Fazit: Die so gewonnenen Informationen und Eindrücke werden die Entscheidung unweigerlich beeinflussen, aber sie sind ein Element eines strukturiert und reflektiert ablaufenden Auswahlprozesses.

„Der Gesamteindruck zählt, nicht nur die Arbeitszeugnisse.“ – Ilse Otholt-Haneberg, Personalberaterin, Partnerin
Generell sollten Sie sich am Ende eines jeden Arbeitsverhältnisses immer ein Arbeitszeugnis ausstellen lassen. Der Arbeitgeber ist gemäß §630 BGB gegenüber dem Arbeitnehmer zwar verpflichtet, nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Zeugnis auszustellen – allerdings nur dann, wenn Sie dies ausdrücklich verlangen. Es handelt sich hier also um eine „Holschuld“ und nicht um eine „Bringschuld“. Dies ist wichtig zu wissen, denn Arbeitszeugnisse sind unverändert von Bedeutung und ein zentrales Dokument einer Bewerbung.

Aber werden sie auch gelesen? In der Praxis wird dies sehr unterschiedlich gehandhabt. Es gibt Entscheider, die verstärkt auf Ihren Lebenslauf achten und sich auf ihr eigenes Gespür verlassen. Andere lesen Ihre Zeugnisse gewissenhaft, weil sie diese für wichtig halten, um die Authentizität eines Bewerbers zu überprüfen. Sie vergleichen die im Zeugnis dargestellten Aufgaben mit denen im Anschreiben. Bei Unstimmigkeiten fassen sie im persönlichen Gespräch nach. Fehlende Zeugnisse oder grobe Unstimmigkeiten in Ihren Unterlagen können also dazu führen, dass Ihre Bewerbung aussortiert wird. Generell können Sie als Bewerber davon ausgehen, dass der Gesamteindruck Ihrer Bewerbung am Ende entscheidend ist, insbesondere natürlich der im persönlichen Gespräch.

Fazit: Da Sie als Bewerber nicht wissen, wie Entscheider mit dem Thema Zeugnisse umgehen, sorgen Sie bei einer Bewerbung stets dafür, dass Sie diese immer vollständig beifügen.